Schavan: „Franziskus war Inbegriff der Barmherzigkeit“
„Mein erster Gedanke bei der Todesnachricht war: Nun haben die Armen ihren größten Fürsprecher verloren“, so Schavan. „Das ist schon eine ganz besondere Situation: in einem Moment, in dem so viele Zeichen in der Welt auf Konfrontation stehen, geht der große Versöhner.“
Annette Schavan, eine frühere Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), war von 2005 bis 2013 Bundesministerin für Forschung und Bildung. Von 2014 bis 2018 vertrat sie Deutschland als Botschafterin beim Heiligen Stuhl.
Interview
Frau Schavan, was waren denn Ihre schönsten Erinnerungen an Papst Franziskus?
„Ach, da gibt es so viele in den vier Jahren! Ganz besonders (weil ich es in diesen Tagen noch mal gehört habe) erinnere ich mich an die Tango-CDs, die er mir geschenkt hat mit dem Zusatz ‚Aus meiner Heimat‘. Und bei meinem letzten Besuch in Santa Marta bin ich dann auf einer Treppenstufe stehengeblieben und habe mich umgedreht – und da stand er und winkte! Für mich war das schon so etwas wie ein Abschiednehmen… Franziskus war immer, in allen Begegnungen, ein ungewöhnlich präsenter Mensch mit einer – ja, mit d e r Ausstrahlung der Barmherzigkeit schlechthin.“
Gleichzeitig war er ein Kämpfer, eine Stimme des globalen Südens. Was bedeutet es, dass diese Stimme gerade jetzt fehlt?
„Mein erster Gedanke bei der Todesnachricht war: Nun haben die Armen ihren größten Fürsprecher verloren. Das ist schon eine ganz besondere Situation: in einem Moment, in dem so viele Zeichen in der Welt auf Konfrontation stehen, geht der große Versöhner. In den nächsten Tagen und Wochen und Monaten wird dann schon immer mehr die Frage sein: Wo gibt es eigentlich eine Instanz – wie schafft es die Weltkirche, auch zukünftig eine solche Autorität für die Armen, die Geflüchteten zu sein, gleichsam der Inbegriff von Barmherzigkeit?“
Das Interview mit Frau Schavan führte Stefan v. Kempis von Radio Vatikan.
(vatican news)
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