Betroffeneninitiative: „Viele gute Impulse“
Papst Franziskus habe in seiner Amtszeit zahlreiche wichtige Impulse zur Bekämpfung und Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche gesetzt – das betonte Matthias Katsch, Sprecher der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“, im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.
„Er hat an vielen Stellen angefangen und gute Impulse gesetzt“, so Katsch wörtlich. Dennoch fehlte seiner Meinung nach in vielen Fällen der Wille, das auch umzusetzen. Das Pontifikat von Franziskus bezeichnete er als eine „Baustelle“. Es habe Lichtblicke gegeben, etwa bei der Einführung neuer Standards zum Kinderschutz, bei Maßnahmen zur Rechenschaftspflicht von Bischöfen oder bei der Einrichtung der vatikanischen Kinderschutz-Kommission.
Wirkungskraft
Doch viele dieser Initiativen seien zu zögerlich umgesetzt worden oder hätten an Wirkungskraft eingebüßt. Nach wie vor gebe es keine umfassende, unabhängige Aufarbeitung auf weltkirchlicher Ebene. Gerade in Italien werde das Thema kaum öffentlich behandelt, sagte Katsch, und auch Deutschland sei nicht unbedingt ein Vorreiter: „Wir sind vielleicht nur etwas früher auf dem Weg.“
Ein weiteres Problem sieht der Betroffenenvertreter in der Rolle des Staates: „Der Staat ist zu zögerlich, seine Pflicht in der Aufarbeitung wahrzunehmen.“ Kirche und Gesellschaft arbeiteten sich weiter mühsam voran – häufig in eigenem Tempo und ohne konsequente Kontrolle.
Für den kommenden Papst formuliert Katsch klare Erwartungen: Der Kinderschutz müsse zur „Chefsache“ werden. „Das ist eine Mega-Aufgabe“, sagte er. Er hoffe, dass der neue Pontifex das Thema entschlossener angehe, „als es der alte konnte“.
(dlf)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.