Trauerfeier für den verstorbenen Papst Franziskus mit Bischof Georg Bätzing (rechts) in der Berliner Hedwigs-Kathedrale Trauerfeier für den verstorbenen Papst Franziskus mit Bischof Georg Bätzing (rechts) in der Berliner Hedwigs-Kathedrale 

D: Bundesweites Requiem für den Papst

Mit einem Requiem in der katholischen Sankt Hedwigs-Kathedrale in Berlin hat an diesem Dienstag das kirchliche und politische Leben Deutschlands Papst Franziskus gedacht, der am Ostermontag verstorben war.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, dankte für die große Anteilnahme am Tod von Papst Franziskus: „‚Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber‘ (Röm 14,7) – doch niemand lebt und stirbt vermutlich so unter den Augen der ganzen Welt wie der Bischof von Rom und Papst der katholischen Weltkirche“, formulierte er in seiner Predigt. „Die Vielzahl und Tiefe öffentlicher Würdigungen hat mich sehr bewegt … Überwältigend war die Anteilnahme so vieler Menschen – gläubig oder nicht – in den Monaten seiner Krankheit, bei seinem Tod und schließlich bei seinem Begräbnis. Wie intensiv ist hier gebetet worden“, so Bischof Bätzing.

Mut und Menschlichkeit, Offenheit und Treue zum Evangelium

Er fügte hinzu: „Beim Abschied von Papst Franziskus, dem wir so sehr für seinen Mut und seine Menschlichkeit, seine Nähe, Offenheit und Treue zum Evangelium danken, müssen wir ihm jetzt nicht noch mehr hinüber in die Ewigkeit ‚nachrufen‘, als es schon geschehen ist. Eines Menschen vor Gott zu gedenken, wie wir es heute tun, fordert jene Bescheidenheit und Zurückhaltung im Urteil, die Paulus am Ende des kurzen Abschnitts aus dem Römerbrief aufruft.“ Das Tröstliche in der Stunde des Abschieds sei, dass Gott in Liebe und Barmherzigkeit auf die Menschen schaue: „das lässt hoffen, dass unser Pilgerweg der Hoffnung auf Erden guten Eingang findet in das große Ganze der erlösten Ewigkeit bei Gott.“

Bischof Bätzing ermutigte dazu, Papst Franziskus als Zeugen des Glaubens wirken zu lassen, „seine letzten Gesten und Worte daraufhin (zu) befragen, wie sie unseren Glauben anrühren und in Bewegung bringen. Als Brückenbauer wusste der Papst Gesten und Worte ja oft spontan und von Herzen kommend einzusetzen.“

Pastorale Perspektive

Viele Fragen und Herausforderungen sei der Papst aus pastoraler Perspektive angegangen: „Das relativiert nicht den Wahrheitsanspruch des christlichen Glaubens, aber man wird diese Wahrheit doch eher verspüren und verkosten anstatt sie beherrschen zu wollen (vgl. Enzyklika Dilexit nos, Nr. 13). Letzteres ist und bleibt eine große Versuchung. In der Seelsorge und in der Zuwendung zu Menschen in allen Lebenslagen schlägt aber das Herz der Kirche.“

Die jüngste Enzyklika des Papstes, Dilexit nos, sei wie der Schlüssel zum Weltverständnis und Sendungsbewusstsein dieses Papstes: „Dilexit nos – er hat uns geliebt. Und wer sich geliebt weiß, kann geben, muss nicht ängstlich auf sich selbst bedacht das Eigene klammernd bewahren. Geliebt vermag ich mich zu öffnen, die Grenzen des eigenen Zutrauens mutig zu überschreiten um der Anderen willen; um sie besser zu verstehen, mit ihnen wahre Menschlichkeit zu suchen und zu leben, Brücken zu bauen statt Mauern hochzuziehen.“

Für die katholische Kirche in Deutschland war neben Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, anwesend. Die Ökumene wurde unter anderem von der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, dem Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz Deutschlands, Metropolit Augoustinos, sowie dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, Rev. Christopher Easthill, vertreten. In der Kathedrale konnten auch Repräsentanten des Judentums und des Islam begrüßt werden.

Sorge um ausnahmslos alle Menschen

Der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, hob in seiner Begrüßung die Verbindung des kuppelüberwölbten Baus der Sankt Hedwigs-Kathedrale mit dem Altar hervor: „Christus ist in seiner Menschwerdung, so bekennen wir, hinabgestiegen in unser Leben. Deshalb steht der Altar dieser Kirche auf der gleichen Ebene wie die Menschen, die sich um das Zentrum ihres Lebens, den Altar, versammeln. Für uns Katholikinnen und Katholiken steht der Altar sinnbildlich für Jesus Christus selbst. Wir alle sind geborgen von Gottes nie endender Liebe und Sorge, jeder und jede Einzelne ist dabei individuell angesprochen.“ Das alles habe auch Franziskus als Bischof und Papst immer wieder ins Zentrum seiner Verkündigung gestellt, so Erzbischof Koch: „Er wurde nie müde, es zu betonen und auch selbst vorzuleben: die Sorge um ausnahmslos alle Menschen; eine Kirche, die mit Christus an die Ränder gehen soll; und Jesus Christus, den Grund unserer Hoffnung, als die tragende Mitte unseres christlichen Lebens.“

Sensibler und aufmerksamer Bischof von Rom

Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, nannte Papst Franziskus „erwählt aus der Ferne, um die Fernstehenden in die Nähe des Herrn Jesus einzuladen.“ Der Nuntius weiter: „Besonders jenen unter Ihnen, die mit Papst Franziskus für den Dialog eintreten, bin ich dankbar, denn in dieser von Gewalt, Terror und Krieg geschundenen Welt möge der Friede der Völker eine Wirklichkeit sein, wofür wir eintreten, indem wir in allen Teilen der Erde ‚Brücken bauen und keine Mauern‘. Er wurde nicht müde, sich für den Frieden und die Achtung des Völkerrechtes einzusetzen, indem er unterstrich, dass ‚der Krieg eine menschliche Niederlage ist‘.“
Der Einsatz für den Frieden galt auch auf dem Gebiet der Ökumene, in den Beziehungen mit den christlichen Kirchen und Gemeinschaften, wie auch im Dialog mit den nichtchristlichen Religionen. „Wir haben Papst Franziskus als einen sensiblen und aufmerksamen Bischof von Rom erlebt, der in aller Bescheidenheit jeden Menschen in seiner Würde achtete. Seine Gesten und Aktionen waren oft spontan und dienten seinem tiefen Verlangen nach Versöhnung der Menschen untereinander“, so Nuntius Eterović.

Botschafterinnen und Botschafter aus mehr als 50 Nationen

Unter den 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Gottesdienstes waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, die Bundesministerinnen Klara Geywitz und Lisa Paus, der künftige Bundeskanzler Friedrich Merz sowie Botschafterinnen und Botschafter aus mehr als 50 Nationen.

(pm - pr)

 

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29. April 2025, 09:13