Kardinal Woelki Kardinal Woelki  (ANSA)

Kardinal Woelki: Nach der Wahl rufe ich als erstes meine Mutter an

Er ist einer von drei deutschen Kardinälen, die nächste Woche ins Konklave einziehen werden: Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki. Das Domradio hat mit ihm gesprochen.

„Ich bin über einen WhatsApp Kanal angeschrieben worden, dass der Papst verstorben sei, und ich habe dann begonnen zu googeln.“ Das erzählt Woelki über den Ostermontagmorgen, an dem er vom Tod von Papst Franziskus erfuhr. „Und dann habe ich tatsächlich die Nachricht wahrgenommen, dass der Heilige Vater verstorben ist. Also, es ist eigentlich über die digitalen Medien erfolgt.“

Gegen zehn Uhr sei er dann auch offiziell vom Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re, über den Heimgang des argentinischen Papstes verständigt worden. „Und bald darauf kam dann auch die Einberufung, dass alle Kardinäle jetzt nach Rom zu kommen haben, um hier ihre Aufgaben wahrzunehmen – insofern das Kardinalskollegium dann ja die Leitung der Kirche in der Vakanz zu übernehmen hat.“

Die 135 wahlberechtigten Kardinäle
Die 135 wahlberechtigten Kardinäle   (ANSA)

Erst das Requiem, dann der Abflug

Er habe dann einen Flug gebucht – aber erst für den Donnerstag, also drei Tage nach dem Tod des Papstes. „Wichtig war doch, dass wir erst das Requiem für den Heiligen Vater bei uns im Dom feierten. Das haben wir ja dann am Mittwoch getan, und dann bin ich Donnerstag aufgebrochen.“

In Rom nimmt Kardinal Woelki in diesen Tagen an den Beratungen seiner Amtsbrüder, den sogenannten „Generalkongregationen“, teil. Und abends an den Trauermessen für den verstorbenen Papst. Untergebracht ist er bislang in der Casa Santa Marta, dem vatikanischen Gästehaus. Ob er vielleicht für das Konklave einfach in seinem jetzigen Zimmer bleiben kann?

„Das weiß ich nicht. Das würde ich natürlich hoffen und würde ich mir wünschen, damit ich hier nicht alles zusammenpacken muss. Ich glaube allerdings, das wäre ein bisschen ungerecht. Also, ich werde mich auch dem Losverfahren stellen müssen und unter Umständen, wenn ich kein Losglück haben sollte, noch mal innerhalb des Hauses umziehen müssen.“

„Es ist schon komisch, wenn man hier nicht die Fenster und die Rollladen öffnen kann“

Radio Vatikan mit Material von Domradio Köln: Kardinal Woelki zum Konklave 2025

Und dann geht – am kommenden Mittwoch – das Konklave los. Die totale Abschottung der Papstwähler. Auch in ihren Zimmern in der Casa Santa Marta. Woelki hat das vor zwölf Jahren schon einmal erlebt.

„Na ja, also es ist schon komisch, wenn man hier nicht groß die Fenster und die Rollladen öffnen kann. Das ist natürlich etwas, was aus alten Zeiten stammt… Und das andere sind dann natürlich die digitalen Medien, die nicht genutzt werden können. Es ist eigentlich jetzt schon so, dass innerhalb der Synodenaula keine Kontakte mehr stattfinden nach draußen. Wir können dort keine Handys nutzen, kein Internet und so weiter - dort ist das eigentlich schon alles abgeschirmt und gestört.“

Der Kölner Erzbischof räumt ein, dass es ihm schwerfallen wird, in den Tagen der Wahl völlig auf Handy und Internet zu verzichten. Aber er kann die Gründe dafür nachvollziehen.

Kardinal Woelki
Kardinal Woelki

Wahl ohne Handy

„Die Wahl soll unabhängig sein. Sie soll nicht irgendwie beeinflusst werden können von außen, durch was auch immer. Und das sind doch sehr sinnvolle und gute Regeln, die über viele Jahrhunderte so gelten. Die Kardinäle sollen wirklich hier ihrem Gewissen folgen bei der Wahl, und das ist ein geistliches Geschehen und kein kirchenpolitisches Ereignis. Und es soll auch nicht die Möglichkeit geben, dass diese oder jene Interessensgruppen irgendwie in den Wahlvorgang eingreifen können. Insofern kann ich damit sehr, sehr gut leben. Und es ist ja jetzt nicht so, dass ich jetzt dadurch irgendeinen Schaden nehmen würde.“

Eigentlich wird, so kommt es Woelki vor, durch die Abschottung der Papstwähler erst so richtig deutlich: „Das Ganze ist ein großer Gottesdienst, ein geistliches Geschehen! Und insofern ist das alles vollkommen in Ordnung.“ Ein Problem gibt es da allerdings: Am nächsten Freitag spielt der 1. FC Köln in Nürnberg, es geht um den Aufstieg – und davon wird Woelki, ein Fan des Vereins, dann womöglich nichts mitbekommen.

„Also, wir müssen beten, dass es schneller geht! Dass der Heilige Geist uns vielleicht schon in diesen Tagen den Kandidaten zeigt, den der Herr sich erwählt hat, und das wir dann wirklich auch recht zügig, nachdem wir ihn als solchen identifiziert und erkannt haben, wählen. Und das würde mich natürlich dann persönlich sehr, sehr freuen…“

In den Generalkongregationen
In den Generalkongregationen   (@Vatican Media)

Die Unterscheidung der Geister

Die Tage des Vorkonklave schildert Kardinal Woelki im Domradio so: „Wir sitzen jetzt hier jeden Tag zusammen, wir kommen zusammen, wir feiern zusammen die heilige Messe, wir sprechen miteinander, wir beten miteinander und wir diskutieren miteinander. Und wir hören sehr brüderlich und aufmerksam einander zu. Und wir haben die Aufgabe, so wie es ja auch das Anliegen von Papst Franziskus in den Jahren immer wieder gewesen ist, in dem, was der andere sagt, zu erkennen, was von Gott herkommt…“

Es gehe um einen Prozess der ‚Unterscheidung der Geister‘; da wird sich nach Woelkis Überzeugung herausstellen, wen Gott als künftigen Bischof von Rom erwählt habe. „Es kommt bei der einen oder anderen Intervention schon vor, dass man sagt: ‚Mein Gott, das ist jetzt genau auf den Punkt gebracht, und genau das ist es…‘ Und dann hört man auch von dem einen oder anderen: ‚Gott, das war aber wirklich toll und großartig‘…Damit kann ich gut leben und umgehen. Also, ich glaube, dass wir auf diesem Wege von Gott geführt werden.“

Das Italienische herrscht vor

Die herrschende Sprache bei den Generalkongregationen sei Italienisch; es gebe Übersetzungen in mehrere Idiome, darunter ins Deutsche. „Und das Konklave wird dann auch in Italienisch sein. Aber da wird auch nicht mehr viel gesprochen, sondern vor allen Dingen gebetet.“

Die Verpflegung in der Casa Santa Marta sei „ganz normal“, berichtet der Kölner Kardinal noch. Und auf die Frage, was er als erstes machen wird nach dem Ende der Papstwahl, antwortet er so:

„Na, ich glaube, ich werde als erstes bei meiner Mutter anrufen, die mit 95 Jahren jetzt natürlich in Köln ist, und werde mich selbstverständlich erkundigen, wie es ihr geht. Sie leidet gegenwärtig schon unter der einen oder anderen Beeinträchtigung, und das wird sicherlich das erste sein, was ich tue.“

(domradio/vatican news – sk)

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30. April 2025, 14:10