Kardinal Müller: „Franziskus sah sich als Pfarrer der gesamten Kirche“
Müller ist einer der 135 Kardinäle mit Wahlrecht und einer von drei deutschen Kardinälen, die ins Konklave einziehen werden. Dabei gehe es vor allem um die Wahl eines neuen Hirten, unabhängig von politischen Erwägungen, unterstrich er:
„Papst Franziskus verstand sich weniger als Lehrer, sondern er hat die Pastoral vorgezogen: Der Papst als Hirte, der sich auch um die Einzelnen kümmert, so hat er sich selbst definiert, ,der Pfarrer von Rom‘ oder der ,Pfarrer der Kirche insgesamt‘“. Dennoch habe er alle Lehren der katholischen Kirche korrekt vorgetragen, selbst wenn dies manchmal von ideologischen Agenden anders dargestellt worden sei, so Müller unter anderem mit Blick auf Äußerungen von Franziskus zur Abtreibung, die er als schwere Sünde benannt hatte. „Ich glaube also, dass er die Aufgabe mit bestem Wissen und Gewissen ausgeführt hat, mit seinem Charakter wie jeder andere Papst auch, mit Schwächen und Stärken, mit Schwerpunkten oder Einseitigkeiten wie jeder andere auch - in dieser großen Mission, die Christus aufgetragen hat. Nicht die Kardinäle, sondern Christus hat ja Petrus eingesetzt und setzt auch die Nachfolger ein.“
In der Nachfolge Petri, von Christus eingesetzt
Am See Tiberias habe Jesus nach seiner Auferstehung Petrus aufgefordert, seine Schafe zu weiden, erinnert der Kardinal, der vor seiner Zeit als Regensburger Bischof und Präfekt der Glaubenskongregation (heute: Glaubensdikasterium) lange als Theologieprofessor wirkte:
„Und ,meine Schafe‘, das ist ein anderes Wort für die ganze Kirche, für die weltweite Kirche. Und das ist ja der eigentliche Sendungsauftrag des römischen Bischofs als Nachfolger des Apostels Petrus, nicht im politischen oder autokratischen Sinn. Es ist der gute Hirte, zu dem die Menschen mit Vertrauen aufschauen können, trotz all der menschlichen Schwächen, und von dem sie doch wissen, dass er vom Heiligen Geist geleitet ist und als Mensch, als Christ sein Bestes gibt, um dieses große Amt, das ihn als Einzelperson übersteigt, wirklich auszufüllen und ihm eine charakteristische Prägung zu geben in seinem Pontifikat.“
Keine politische Wahl
Es sei nicht die Aufgabe des Konklaves, eine Würdigung der vorangehenden Pontifikate anzustellen, so Müller weiter:
„Das ist dann Sache der Theologen oder der Kirchenhistoriker. Sondern die Aufgabe des Konklaves ist es, zu schauen, auf wen der Finger des Heiligen Geistes zeigt. Es ist nicht wie eine politische Wahl, wo das souveräne Volk ein Parlament wählt und dieses dann wiederum den Bundeskanzler oder den Präsidenten, sondern es ist die Wahl in einem anderen Sinn: dass dieses Gremium ein Instrument ist für den Heiligen Geist, der eben der Geist Jesu Christi ist. Christus, der selber die Person des Nachfolgers Petri bestimmt.“
Er wünsche sich, dass das Kardinalskollegium in Zukunft noch enger zusammenwachsen werde und so seine Aufgabe als beratendes Gremium für den künftigen Nachfolger des Apostels Petrus adäquat ausüben könne, so Müller abschließend.
(vatican news - cs)
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