Papst reformiert die Ausbildung vatikanischer Diplomaten
Salvatore Cernuzio und Mario Galgano - Vatikanstadt
Papst Franziskus hat mit dem Chirograph „Il Ministero petrino“, das am 25. März unterzeichnet und am 15. April veröffentlicht wurde, die Ausbildung an der Päpstlichen Akademie für kirchliche Diplomatie reformiert. Diese renommierte Institution, die oft als „Schule der Nuntien“ bezeichnet wird, bildet seit über 300 Jahren Priester aus, die im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls stehen – sei es in den Päpstlichen Vertretungen weltweit oder im vatikanischen Staatssekretariat.
Was ist ein Chirograph?
Ein Chirograph ist ein vom Papst persönlich unterzeichneter Erlass zu wichtigen innerkirchlichen oder administrativen Themen. Er besitzt zwar nicht die rechtliche Autorität eines Gesetzes, ist aber Ausdruck der persönlichen Entscheidung des Papstes und hat faktisch hohe Verbindlichkeit. Im vorliegenden Fall dient der Chirograph dazu, die Anforderungen an die Priesterausbildung im diplomatischen Dienst den Erfordernissen einer sich rasch verändernden Welt anzupassen.
Was ist die Diplomatenakademie des Heiligen Stuhls?
Die Diplomatenakademie des Heiligen Stuhls, offiziell Pontificia Accademia Ecclesiastica, ist eine Einrichtung mit universitärem Status, die sich der Ausbildung von Klerikern für diplomatische Missionen widmet. Mit dem Reformschritt wird sie nun als Institut ad instar Facultatis zu einem akademischen Zentrum für Diplomatische Wissenschaften aufgewertet. Künftig wird die Akademie Abschlüsse des zweiten und dritten Zyklus (entsprechend Master- und Doktorgrad) in diesem Fachbereich verleihen können.
Ziel der Reform
Die Reform verfolgt ein klares Ziel: Die jungen Priester, die aus Diözesen in aller Welt nach Rom entsandt werden, sollen eine ganzheitliche und praxisorientierte Ausbildung erhalten. Diese soll sie nicht nur intellektuell, sondern auch geistlich und menschlich befähigen, als Vertreter des Papstes glaubwürdig, empathisch und dialogbereit aufzutreten. Die Ausbildung verbindet kirchliche Disziplinen eng mit rechtlichen, historischen, politikwissenschaftlichen, ökonomischen und sprachlichen Kompetenzen – eingebettet in eine solide wissenschaftliche Basis.
Ein Schwerpunkt liegt auf der engen Verzahnung mit den Arbeitsweisen der Römischen Kurie, den Bedürfnissen der Ortskirchen und der weltweiten Evangelisierungsarbeit. Für Papst Franziskus sind diese Elemente zentral für die Fähigkeit des Heiligen Stuhls, Brücken zu bauen, Barrieren zu überwinden und konkrete Wege des Dialogs und der Versöhnung zu ebnen – sei es zur Förderung des Friedens, der Religionsfreiheit oder des interkulturellen Austauschs.
Bisherige Schritte
Bereits 2020 hatte Franziskus mit einem ersten Schritt zur Reform den verpflichtenden missionarischen Dienst von einem Jahr für alle Akademie-Absolventen eingeführt. Diese Zeit verbringen die künftigen Diplomaten in Kirchen Asiens, Afrikas oder Lateinamerikas, um die kirchliche Realität vor Ort kennenzulernen und zugleich jeglichem Karriere-Denken entgegenzuwirken.
Die neue Ausbildungsstruktur geht noch weiter: Nicht nur akademisches Wissen zählt, sondern auch ein Lebensstil und Arbeitsansatz, der die Komplexität internationaler Beziehungen durchdringt. Die Repräsentanten des Heiligen Stuhls sind heute nicht mehr nur in klassischen katholisch geprägten Staaten tätig, sondern auch in jungen Kirchen und internationalen Organisationen. Dort sollen sie nicht nur die Positionen des Vatikans vertreten, sondern die „großen Fragen der Menschheit“ mitgestalten, wie es im Chirograph heißt.
Franziskus erinnert daran, dass der diplomatische Dienst stets auch ein pastoraler Dienst bleibt: ein Wirken, das priesterliche Nähe, Hören, Zeugen und geistliche Tiefe erfordert. Es gehe darum, „Auge und Herz“ des Papstes zu sein – selbst in dunklen Zeiten, wenn das Böse den Eindruck erwecke, alles mit Unsicherheit und Misstrauen zu überziehen. Auch dann müsse der Vatikan-Diplomat glaubhaft bleiben.
(vatican news)
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