Staatschefs und Bedürftige erweisen dem Papst die letzte Ehre
Hunderttausend Menschen standen zu Beginn der Feier noch an der Via della Conciliazione, sie konnten nicht mehr auf den Platz, weil die dort zur Verfügung stehenden 50.000 Plätze schnell besetzt waren - und immer weitere strömten dazu, kurz nach Beginn der Messe verbreiteten die Autoritäten die Teilnehmerzahl von 200.000. Beeindruckend war auch die Anwesenheit der Politprominenz aus aller Welt: Delegationen aus 130 Ländern, darunter etwa ein Dutzend regierende Souveräne und Thronanwärter, ebenso wie über 50 Staatsoberhäupter und Regierungschefs und Vertreter zahlreicher internationaler Organisationen, hatten ihr Kommen angekündigt. Deren Vertreter wurden nach einem strengen Protokoll auf dem Vorplatz des Petersdoms platziert, nach den besonders prominent platzierten Delegationen aus Argentinien und Italien dann in Reihenfolge des französischen Alphabets die übrigen Delegationen, womit auch die deutschen und österreichischen Vertreter (Allemagne und Autriche) relativ weit vorne zu sitzen kamen.
Aus Deutschland wurden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner erwartet, gemeinsam mit dem geschäftsführenden Bundeskanzler Olaf Scholz und der Präsidentin des Bundesrates Anke Rehlinger, aus Österreich sind Bundespräsident Alexander van der Bellen und Bundeskanzler Christian Stocker angereist, aus der Schweiz kam Bundesrätin Karin Keller-Sutter. Auch zahlreiche Vertreter der verschiedenen Glaubensgemeinschaften waren anwesend.
Anschließend Überführung nach Santa Maria Maggiore
Direkt nach dem Requiem wird der Papst feierlich zur von ihm besonders geliebten Basilika Santa Maria Maggiore überführt, wo er auf seinen Wunsch hin in unmittelbarer Nähe des Gnadenbildes Salus Populi Romani beigesetzt wird. Empfangen wird er auf den Stufen der Marienbasilika durch eine Gruppe von etwa 40 Menschen, jeder mit einer weißen Rose in der Hand, Arme, Obdachlose, Häftlinge, Transgender und Migranten – also diejenigen, für die Franziskus in besonderer Weise wie ein „Vater“ gewesen ist.
Die Nachricht von deren besonderer Teilnahme wurde in einer knappen Mitteilung des Heiligen Stuhls verkündet. Darin wurde betont, dass „die Armen einen privilegierten Platz im Herzen Gottes“ hätten, also „auch im Herzen und im Lehramt des Heiligen Vaters, der den Namen Franziskus gewählt hat, um sie nie zu vergessen“.
Dies bekräftigt gegenüber Radio Vatikan auch „Don Ben“, Bischof Benoni Ambarus, Sekretär der bischöflichen Kommission für Migrationen und Delegierter der Diözese Rom für den Bereich der Nächstenliebe. Er war am 26. Dezember 2024 an der Seite von Franziskus, als er in einer der symbolträchtigsten Gesten seines Pontifikats die Heilige Pforte im Gefängnis von Rebibbia öffnete: „Es scheint mir eine bewegende Entscheidung zu sein, weil der Heilige Vater Franziskus von der Mutter, die er so sehr geliebt hat (die Salus Populi Romani, Anm. d. Red.) und von seinen Lieblingskindern empfangen wird, die ihn auf diesen letzten Schritten umgeben werden. Das scheint mir eine wirklich schöne Sache zu sein...“.
Anwesenheit der Armen aufwerten
Die Idee entstand nach einem Kontakt zwischen Ambarus selbst und dem Leiter der päpstlichen Liturgie, Monsignore Diego Ravelli, um „zu versuchen, die Anwesenheit der Armen bei der Beerdigung oder auf andere Weise aufzuwerten“. Man entschied sich dann für eine Repräsentanz „verschiedener Kategorien fragiler Menschen, darunter Obdachlose, Migranten, Gefangene oder ehemalige Gefangene, arme Familien. Im Idealfall ist es so, als ob alle seine Lieblingsmenschen ihn auf seinem letzten Weg begleiten würden“, meint „Don Ben“.
Auf den Stufen der päpstlichen Basilika werden also etwa 40 Personen anwesend sein; die endgültige Mitteilung über die Anzahl und die Liste der Gefangenen, die die Genehmigung zur Teilnahme erhalten, wird in diesen Stunden erwartet. Ebenfalls anwesend sein wird „eine kleine Vertretung von Transsexuellen, die ich kenne und die wir durch eine kleine Gemeinschaft von Ordensfrauen begleiten“, erklärt der Priester.
Leere und Verlust
So „viele Geschichten“ von so vielen Menschen, die Franziskus im Laufe der Jahre auch persönlich begegnet sind, darunter auch die Häftlinge in Rebbibia und anderen Haftanstalten: „Was für sie bleibt, für die Menschen, die diese Gefängnisrealität leben, ist ein großes Gefühl der Verwaistheit, denn das ist es, was ich gespiegelt bekomme, das ist es, was sie mir schreiben, das ist es, was sie mir sagen. Einerseits fühlen sie sich als Waisen eines Vaters, andererseits haben sie mir erst neulich geschrieben: ,Wir werden an der Hoffnung festhalten, zu der er uns eingeladen hat‘.“ Und diese Hoffnung besteht auch darin, dass „die Zivilgesellschaft und wir alle sie nicht vergessen, wozu uns Papst Franziskus oft aufgefordert hat“.
Die Beiträge des Papstes im Laufe der Jahre für die Bedürftigen
Der Papst habe die Menschen am Rand der Gesellschaft auch ausgiebig konkret durch finanzielle Zuwendungen unterstützt, bemerkt Ambarus: „Der Heilige Vater hat immer alle eingeladen, etwas zu tun, und er hat es auch selbst getan. Der überwiegende Teil seiner Hilfe wird in Gottes Geheimnis bleiben, aber manches ist kommuniziert worden. Er hat sicherlich immer in der ersten Person gespendet; wie er zu sagen pflegte: die Nächstenliebe geht durch den Geldbeutel und er hat nie einen Rückzieher gemacht“.
Als Beispiel nennt der Prälat „eine der ersten großen Gesten in Covids Zeit“, nämlich die Einrichtung eines Fonds mit einer Million Euro für die Diözese Rom („Fondo Gesù Divino Lavoratore”), um den Arbeitslosen, den illegal Beschäftigten, den prekär Beschäftigten und denjenigen zu helfen, die Schwierigkeiten hatten, ihre Rechnungen zu bezahlen, Lebensmittel einzukaufen oder die medizinische Versorgung zu gewährleisten. „Der Papst hat uns auch eine Million gegeben, um das alte Klerikerhaus zu renovieren und es in Wohnungen für arme Familien umzuwandeln. Aber nicht nur in Rom, das gesamte Pontifikat von Bergoglio sei „gespickt mit Spenden in der ganzen Welt“, nicht zu vergessen die „große Kursänderung bei der Verwaltung des kirchlichen Eigentums zugunsten der Bedürftigsten“.
Abschied, aber auch Dank
Diese Bedürftigen werden sich also nicht nur verabschieden, sondern auch bedanken. „Sie werden ihn mit einer weißen Rose begrüßen, alle, und die Geste der weißen Rose ist eine Art, ihm zu sagen: ,willkommen daheim‘, denn er wird in das Haus des Vaters gehen, und es ist eine Rose, um sich für das zu bedanken, was du für uns getan hast“, sagt Pater Ben und atmet unter Tränen durch. „Es ist der Abschied der Kinder vom Vater.“
Die anwesenden Delegationen in protokollarischer Reihenfolge im Einzelnen
Die Delegationen beim Begräbnis kamen aus Argentinien, Italien (besonders prominent platziert), dann, in der Reihenfolge der amtierenden Monarchen, aus Andorra, Belgien, Dänemark, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Spanien, Jordanien, Lesotho, Liechtenstein, Luxemburg, Monaco, dem Malteserorden und Schweden, insgesamt zwölf. Ihnen folgten Delegationen mit Staatsoberhäuptern aus Albanien, Deutschland, Angola, Armenien, Australien, Österreich, Belize, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, Kanada, Kap Verde, Zypern, Zentralafrika, Demokratische Republik Kongo, Kroatien, Ecuador, Estland, Vereinigte Staaten von Amerika, Finnland, Frankreich, Gabun, Georgien, Honduras, Ungarn, Indien, Indonesien, Irland, Island, Kenia, Lettland, Libanon, Litauen, Mazedonien, Madagaskar, Malta, Moldawien, Mosambik, Montenegro, Philippinen, Polen, Portugal, Dominikanische Republik, Rumänien, San Marino, Seychellen, Sierra Leone, Slowakei, Slowenien, Schweiz, Osttimor, Togo, Ukraine und die Europäische Union (insgesamt 53).
Außerdem nahmen Delegationen mit Thronfolgern aus Norwegen und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland sowie Delegationen mit Regierungschefs aus Andorra, Bangladesch, Belgien, Bulgarien, Griechenland, Luxemburg, Marokko, Neuseeland, Palästina, den Niederlanden, Katar, dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland, Serbien, der Schweiz und der Tschechischen Republik teil, bestehend aus insgesamt 15 Personen.
Es folgten die Delegation mit der Gattin des kolumbianischen Staatschefs; sechs Delegationen mit den stellvertretenden Staatschefs von Burundi, Kuba, El Salvador, Äquatorialguinea, Tansania und Simbabwe; 3 Delegationen mit den stellvertretenden Premierministern von Spanien, Eswatini und Mexiko; sieben Delegationen mit Parlamentspräsidenten aus Aserbaidschan, Belarus, Chile, Nigeria, Uganda, Paraguay und der Türkei; 14 Delegationen mit Außenministern aus Algerien, Burkina Faso, Japan, Mali, der Mongolei, Namibia, Norwegen, Peru, Südsudan, Tunesien, Sri Lanka, Uruguay, Venezuela und Sambia.
Dann neun Delegationen internationaler Organisationen, darunter UN, Europarat, IFAD, WFP, ILO, WHO, UNHCR, IOM, OSZE. Ebenfalls anwesend sind Minister aus Saudi-Arabien, Bahrain, Kamerun, Korea, der Elfenbeinküste, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Guatemala, Iran, Kirgisistan, Malaysia, Pakistan, der Russischen Föderation, Senegal, Singapur, Syrien, dem Tschad und Thailand.
Ebenfalls in Rom eingetroffen sind hohe Würdenträger aus China, Irak, Mauritius und Usbekistan sowie die Botschafter der Bahamas, Boliviens, Costa Ricas, Haitis, Israels, Jamaikas, Kuwaits, Malawis, Nicaraguas, Myanmars, Papua-Neuguineas, Vanuatus, Omans, Ruandas und St. Vincent und der Grenadinen. Weitere Persönlichkeiten kommen aus Gambia, Sudan und St. Kitts und Nevis sowie zusätzliche Delegationen aus dem Kosovo und Vietnam.
Ökumenische Vertreter
Die Liste der ökumenischen Vertreter umfasst das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel, das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Alexandrien, das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Antiochien und dem ganzen Osten, das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Jerusalem, das Moskauer Patriarchat, das Serbische Patriarchat das Patriarchat von Rumänien, das Patriarchat von Bulgarien, das Patriarchat von Georgien, die Orthodoxe Kirche von Zypern, die Orthodoxe Kirche von Griechenland, die Orthodoxe Kirche von Albanien, die Orthodoxe Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei, die Erzdiözese Ohrida, die Orthodoxe Kirche in Amerika, das Koptische Patriarchat von Alexandria das Syrisch-Orthodoxe Patriarchat von Antiochien, die Armenisch-Apostolische Kirche-Saith von Etschmiadsin, die Armenisch-Apostolische Kirche-Katolikosat von Kilikien, die Äthiopische Tewahedo-Orthodoxe Kirche, die Eritreische Tewahedo-Orthodoxe Kirche, die Syrische Malankara Orthodoxe Kirche, die Assyrische Kirche des Ostens, die Anglikanische Gemeinschaft die Internationale Veteranenkonferenz der katholischen Bischöfe, der Lutherische Weltbund, die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, der Weltrat der Methodisten, die Waldenserkirche, die Baptistische Weltallianz, die Weltweite Evangelische Allianz, der Ökumenische Rat der Kirchen, die Heilsarmee und das Globale Christliche Forum.
Repräsentanten der Religionen
Auf dem Petersplatz auch Vertreter des Judentums, des Islam, des Buddhismus, des Hinduismus, des Sikhismus, des Zoroastrismus und des Jainismus.
(vatican news - cs/sc)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.