Warum die Kirche am 1. Mai den heiligen Josef, den Arbeiter, feiert
Mario Galgano - Vatikanstadt
Während vielerorts der 1. Mai als „Tag der Arbeit“ begangen wird, feiert die katholische Kirche an diesem Datum seit 1955 den Gedenktag des heiligen Josef, des Arbeiters. Papst Pius XII. hatte das Fest eingeführt, um dem christlichen Verständnis von Arbeit ein geistliches Gewicht zu verleihen – als Gegenpol zu ideologisch vereinnahmten Formen des Feiertags in Zeiten des Kalten Krieges.
Der heilige Josef, Nährvater Jesu und Ehemann der Gottesmutter Maria, steht in der Liturgie des 1. Mai im Mittelpunkt. Die Kirche sieht in ihm ein Vorbild für alle arbeitenden Menschen. Als Handwerker – traditionell als Zimmermann dargestellt – lebte Josef ein einfaches, aber tief verwurzeltes Glaubensleben. Seine Arbeit war keine Nebensache, sondern Ausdruck seiner Verantwortung, seiner Fürsorge und seines Gehorsams gegenüber Gottes Plan.
„Vater im Schatten“
Papst Franziskus hat dem heiligen Josef in seinem Pontifikat besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Im Jahr 2021 widmete er ihm sogar ein ganzes Themenjahr. In seinem Apostolischen Schreiben Patris Corde („Mit väterlichem Herzen“) beschreibt Franziskus Josef als „einen Vater, der angenommen hat“, als „Vater im Schatten“, der nicht sich selbst in den Mittelpunkt stelle, sondern „die Freiheit Jesu, seinen eigenen Weg zu wählen“, unterstütze.
In Bezug auf Josef als Arbeiter betont Franziskus: „Der heilige Josef erinnert uns daran, dass diejenigen, die im Verborgenen, in der Anonymität, mit Ausdauer und Demut arbeiten, Helden des Alltags sind.“ Und weiter: „Arbeit ist ein grundlegendes Element der Menschenwürde. Josef war ein Zimmermann, der ehrlich arbeitete, um den Unterhalt seiner Familie zu sichern. Von ihm lernen wir, dass die Arbeit Würde verleiht.“
Arbeitslosigkeit und unsichere Arbeitsverhältnisse
Diese Worte haben besonderes Gewicht in einer Zeit, in der viele Menschen von Arbeitslosigkeit, unsicheren Arbeitsverhältnissen oder ausbeuterischen Bedingungen betroffen sind. Papst Franziskus ruft immer wieder zu sozialer Gerechtigkeit, fairen Löhnen und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen auf – und sieht im heiligen Josef einen Schutzpatron aller Arbeiterinnen und Arbeiter.
Am Gedenktag erinnern katholische Gemeinden weltweit nicht nur liturgisch an Josef, sondern auch mit Gebeten für alle, die körperlich, geistig oder unter großen Belastungen arbeiten. Es ist ein Tag, der geistliche Tiefe mit sozialer Realität verbindet – und der daran erinnert, dass Arbeit mehr ist als wirtschaftliche Notwendigkeit: Sie ist Berufung und Teilhabe an der Schöpfung.
(vatican news)
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