Rom: Ringen um internationale Finanzierung von Artenschutz
Maximilian Seidel – Vatikanstadt
Es ist die Fortsetzung der COP 16 in Cali/Kolumbien; diese musste im Herbst letzten Jahres abgebrochen werden, nachdem zu viele Delegierte bereits abgereist waren. In Rom wird die Agenda von Cali nun wieder aufgegriffen, den Vorsitz führt weiterhin das kolumbianische Umweltministerium.
„Die Stimmung im Saal ist gespannt, denn es gibt jetzt einen Vorschlag, wie wir weitermachen können bei der Frage, wie wir die Gelder mobilisieren können.“ Das sagte Staatssekretär Jan-Niclas Gesenhues (B90/Die Grünen) von der deutschen Delegation in einem Gespräch mit Radio Vatikan. „Da schauen jetzt natürlich alle mit großem Interesse drauf: Wie positionieren sich die unterschiedlichen Gruppen? Denn davon wird natürlich jetzt abhängen, ob es am Ende eine Lösung gibt oder nicht.“
Das Thema liegt auch dem Papst am Herzen: Mit der Sozialenzyklika „Laudato si“ und dem Schreiben „Laudate Deum“ hat er sich für die Bewahrung der Schöpfung engagiert. Dabei spielt nicht nur Klimaschutz eine Rolle, sondern auch Schutz der Artenvielfalt. Das komplexe Zusammenspiel verschiedener Arten regelt nicht nur das globale CO2-System, es ist auch substanziell für die Ernährung der Menschheit. Es braucht Fressfeinde, um Schädlinge in Schach zu halten, es braucht Bienen, um Nutzpflanzen zu bestäuben. Durch hochindustrialisierte Landwirtschaft sind diese Systeme in Gefahr. Jetzt wird darum gerungen, wer für den Schutz der Biosphäre in die Tasche greifen soll.
„Ich glaube, alle Seiten müssen Flexibilität zeigen. Wir zeigen auch Flexibilität; wir sind auch bereit, darüber zu reden, wie man die globale Finanzinfrastruktur noch besser machen kann, um die globale Naturschutzfinanzierung noch auf ein neues Level zu heben. Auch für uns ist zum Beispiel total wichtig, dass auch lokale und indigene Gemeinschaften mitreden können und dass sie beteiligt werden. Dass auch die Stimme des globalen Südens eine starke Stimme sein kann in den Institutionen. Daran arbeiten wir auch gemeinsam mit unseren Partnern im globalen Süden. Und wir sind natürlich auch bereit, auch finanziell zu unterstützen, denn wir haben ambitionierte Ziele bei der globalen Naturschutzfinanzierung.“
Verhandlung bis in die Nacht
Auf vorangegangenen Konferenzen hatte man sich bereits auf ein Finanzierungkonzept geeinigt. Jedes Jahr sollen bis 2030 von der Staatengemeinschaft 500 Milliarden Euro an Subventionen für umweltschädliche Technologien abgebaut werden. Dieses Geld soll in Fonds für Indigene Völker und Artenschutz eingezahlt werden. Uneins ist man sich nun darüber, wer die Kontrolle über die Fonds haben sollte. Bisher sind sie in der Hand der Weltbank, doch der Globale Süden kritisiert, fast die ganze Entscheidungsmacht liege bei westlichen Staaten. Inwieweit sich dies jetzt ändert, entscheidet sich an diesem Donnerstag – bis in die Nacht.
„Ich hoffe sehr, dass ein Kompromiss erreicht wird! Ich glaube, dass der letzte Vorschlag der kolumbianischen Präsidentschaft, die ja hier durch die Verhandlungen führt, ein guter Vorschlag ist – ausgewogen. Er bringt uns sicherlich einem Konsens ein Stück weit näher. Aber das hängt davon ab, wie die Verhandlungen im Laufe des Tages laufen und ob wirklich alle Seiten bereit sind, ein Stück weit Flexibilität zu zeigen.“
Wichtiger Schritt für die nächste COP
Wichtige Entscheidungen zur Bewertung von Projekten wurden bereits getroffen. Neue Standards und Messeinheiten sollen nun möglich machen einzuschätzen, wie effektiv Projekte sind. Das ist ein wichtiger Schritt für die nächste COP. Dort kann dann Bilanz über bisherige Erfolge gezogen werden.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.