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Obdachloser vor eine Wandmalerei, die den Papst verewigt, in einem Slum von Buenos Aires Obdachloser vor eine Wandmalerei, die den Papst verewigt, in einem Slum von Buenos Aires  (ANSA)

Argentinien fühlt sich verwaist: „Prophet der Menschenwürde“

Kirchen- und Religionsvertreter im Heimatland des Papstes heben Franziskus‘ Nähe zu den Armen und Menschen bis zuletzt und seine gelebte Barmherzigkeit hervor – als Papst und während seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires.

Antonella Palermo - Vatikanstadt

Als „Papst der Taten und Gesten“ würdigte den verstorbenen Papst der Jesuit Ernesto Giobando, Bischof der Diözese Mar del Plata und von 2014 bis 2024 Weihbischof von Buenos Aires. „Das Wichtigste bleiben seine Gesten.“ Der Papst sei für ihn „eine Person der Taten und der konkreten Gesten“ gewesen - wie am Ostersonntag: „Seine Geste, wenn auch mit so wenig Kraft und Zerbrechlichkeit, schien mir die Grenzen dieser Welt zu erweitern und Gott die Gnade zu geben, die Stadt Rom, seine Diözese und die Welt mit einer Botschaft des Friedens für so viele Kriege in der Welt zu segnen. Es ist ein beredtes Zeichen für das, was Gott uns in dieser Zeit der Krise sagen will.“

Argentiniens Kirche fühle sich nach dem Tod von Jorge Mario Bergoglio „wie ein Waisenkind“, so der Ordensbruder von Franziskus, „wegen seiner väterlichen Gesten und seiner großen Sorge darum, wie man den Armen helfen kann. Er hat uns immer gesagt, wie wir es machen sollen, und wo immer er war, gab es immer arme Menschen in der Nähe, die von ihm unterstützt wurden. Und das ist ein Segen“. Die Frage, warum der argentinische Papst nie in sein Heimatland zurückgekehrt sei, müsse „die Zeit beantworten“, so Giobando – Franziskus habe dafür „die Peripherien der Welt“ besucht.

Prophet der Menschenwürde

Als „Prophet der Menschenwürde, der versucht hat, die Freude des Evangeliums für alle zu predigen“, würdigte den Papst Gustavo Oscar Carrara, der Erzbischof von La Plata. Carrara, der von Bergoglio zum Diakon und Bischof geweiht und sehr geschätzt wurde, war Vikar der städtischen Slums der Hauptstadt, die sich im Stadtgefüge immer weiter ausbreiten. Bergoglios Erbe in Argentinien sei „schwer zu ermessen“, so Carrara. „Ich glaube, dass wir es mit der Zeit besser einschätzen können. Er hat uns gelehrt, volksnahe Seelsorger zu sein, die geografischen und existentiellen Randgebiete von Buenos Aires zu begleiten.“

Gedenkmesse in Buenos Aires
Gedenkmesse in Buenos Aires   (ANSA)

Mit den Füßen auf dem Boden

In Argentinien seien Schock und Hoffnung spürbar, so Marcelo Colombo, Erzbischof von Mendoza und Vorsitzender der argentinischen Bischofskonferenz. Franziskus sei entschlossen gewesen, dem Volk Gottes bis zuletzt nah zu sein. „Er hat uns gelehrt, mit den Füßen fest auf dem Boden zu stehen, mit einem großzügigen Herzen und einem Glauben, der sich der Realität verpflichtet fühlt“. Barmherzigkeit sei für Franziskus keine abstrakte Idee, sondern tägliche Praxis gewesen: „Er hat uns dazu gebracht, zu unseren Wurzeln als missionarische Kirche zurückzukehren.“ Eine der großen Merkmale des Pontifikats sei die Synodalität. „Franziskus hat unseren Wunsch bestätigt, eine brüderliche, partizipatorische Kirche aufzubauen, in der jeder eine Stimme hat. Möge dies auch unser Norden, unser Kompass sein.“

Friedensbote in Welt voller Kriege

Auch andere Konfessionen und Religionen trauern um Franziskus. An der Trauerfeier in der Kathedrale seiner ehemaligen Bischofsstadt Buenos Aires nahmen diese Woche Vertreter der Methodisten, armenischen Kirche und Pfingstkirche sowie viele Juden und Muslime teil. Rabbiner Daniel Goldman hob Franziskus‘ Nähe zu Einwanderern hervor und betonte, wie wichtig es sei, in einer so gespaltenen Welt Verständnis und Liebe zu fördern. Die Islamvertreter Sheij Salim Delgado Dassum und Omar Abboud würdigten Franziskus als „Sprecher des Friedens in einer Welt voller Kriege“. „Mögen wir das Erbe von Franziskus in Form von Frieden, Einheit und Dialog weiterführen“, sagte der Erzbischof der Hauptstadt, Jorge Cuerva.

(vatican news –pr)
 

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24. April 2025, 11:15