Europäische Presse: Papst des Volkes
Die führenden italienischen Zeitungen scheinen sich abgesprochen zu haben und titeln: „Der Papst der Ausgegrenzten“. Der „Corriere della Sera“ würdigt ihn in einem Leitartikel als „Apostel des Friedens“. Die Kirche sei der Zufluchtsort der Menschheit, auch für Nichtgläubige, heißt es im Editorial. Franziskus habe „nie aufgehört, sie offen zu halten, selbst als ihm die Kraft dazu fehlte.“
Trio der Päpste
„Wojtyla die Seele, Ratzinger der Kopf, Bergoglio das Herz. Der Heilige Geist schien die endgültige Identifikation der Figur des Papstes vollendet zu haben – und das Trio der Päpste der Gegenwart abzuschließen“, schreibt Ezio Mauro in der „La Repubblica“ in Anspielung auf Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus.
Soziales und reformiertes Pontifikat
In Spanien titelt die führende Zeitung „El País“: „Das Ende eines sozialen und reformorientierten Pontifikats“. Die katalanische Zeitung „La Vanguardia“ schreibt: „Leb wohl, Franziskus, ein mutiger Papst“. Und die landesweit einflussreiche „El Mundo“ würdigt auf der Titelseite den „Papst, der die Kirche aufrüttelte und den Ausgegrenzten eine Stimme geben wollte“.
„Papst des Volkes“
In Frankreich titelt der eher konservative „Le Figaro“ schlicht auf der Titelseite: „Adieu“, und bezeichnet Franziskus – wie viele andere Blätter – als „Papst des Volkes“ und „Papst der Armen“.
Andere, wie „Libération“, betonen sein Engagement für „Migranten“ und „Umweltschutz“, merken aber an, dass Franziskus in gesellschaftspolitischen Fragen wie Abtreibung oder Frauenordination enttäuschte. „Wenn seine Stimme, die noch am Sonntag den zunehmenden Antisemitismus und die humanitäre Katastrophe in Gaza anprangerte, in den kommenden Jahren fehlen wird, dann deshalb, weil er alles verkörperte, was die extreme Rechte weltweit verabscheut“, schreibt das linke Blatt.
„Pop-Papst“
In Portugal nennt ihn „Público“ den „Lieblingspapst des Volkes und der Atheisten“, dessen Wahl „einen Tsunami ausgelöst“ habe, und erinnert daran, dass der „Pop-Papst“ versucht habe, „das Papstbild zu entmystifizieren“.
Tod verstärkt Instabilität der Welt
In Polen, einem Land mit starker katholischer Tradition, sieht man den Tod des Papstes laut einem Leitartikel der „Rzeczpospolita“ (liberal-konservativ) als „weiteren Faktor, der die Instabilität unserer Welt verstärkt“. Die zweite große polnische Zeitung, die „Gazeta Wyborcza“ (Mitte-links), merkt an, dass sich der Papst durch seine Äußerungen sowohl Ukrainer als auch Russen entfremdet habe und der Vatikan keinerlei Einfluss auf den Ausgang des Konflikts habe.
Komplexes Erbe – enttäuschte Erwartungen
In Großbritannien würdigt der „Guardian“ Franziskus als „revolutionäre Führungspersönlichkeit der katholischen Kirche“. „Während seiner zwölfjährigen Amtszeit war Franziskus, der erste Jesuitenpapst, ein Verteidiger der Armen (...) und Benachteiligten sowie ein scharfer Kritiker von Unternehmensgier und sozialen wie wirtschaftlichen Ungleichheiten.“
„Daily Mail“ hingegen fragt, ob „seine Reformen unter seinem Nachfolger fortgeführt werden“. „Katholiken müssen über das komplexe Erbe von Franziskus nachdenken – sein liberaler Umgang mit LGBTQ+-Rechten, Flüchtlingen und dem Klimawandel“, so die Zeitung. Ähnlich die „Times“: Sie würdigt den Papst als „geborenen Kämpfer“, äußert aber Sorge um seine Nachfolge in einer „gespaltenen Kirche, die vor vielen Herausforderungen steht – von Missbrauchsskandalen über die Rolle der Frau, LGBTQ+-Rechte bis hin zu Finanz- und Verwaltungsreformen im Vatikan“.
(AFP – bp)
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