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Archivbild: Die Kreuzweg-Andacht 2024 in Rom Archivbild: Die Kreuzweg-Andacht 2024 in Rom  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst Franziskus deutet den Kreuzweg als Weg der Versöhnung

Papst Franziskus hat in den Meditationen für den Kreuzweg am Karfreitag im Kolosseum seine geistliche Deutung des Leidensweges Jesu vorgelegt. Der Weg nach Golgatha sei für ihn ein Abstieg Gottes zur Welt – aber auch eine Einladung an jeden von uns, die Richtung zu ändern. Wir übertragen live ab ca. 21.15 Uhr den Kreuzweg vom Kolosseum in Rom mit deutschem Kommentar.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Für den traditionellen Kreuzweg am Karfreitag im römischen Kolosseum hat Papst Franziskus eigene Meditationen verfasst. Der feierliche Ritus, dem in diesem Jahr vom Generalvikar für die Diözese Rom, Kardinal Baldo Reina, vorstehen wird, findet am 18. April 2025 statt. Die Texte des Papstes führen tief hinein in das Mysterium des Leidens Jesu – und in das des Menschen.

„Der Weg nach Golgatha“, so schreibt Franziskus, „ist der Abstieg Jesu zur Welt, die Gott liebt.“ Der Sohn Gottes geht nicht weg von den Menschen, sondern kommt ihnen radikal entgegen. In der Mitte aller Gegensätze stellt er sich ans Kreuz – „angenagelt“, wie es in der Meditation heißt –, „zwischen die Gegensätze“ und bringt sie zum Vater. Das Kreuz selbst sei nicht Zeichen der Trennung, sondern ein Ort der Öffnung: Es „reißt Mauern ein“ und „stiftet Versöhnung“.

Hören Sie hier einen Audio-Beitrag von Radio Vatikan zu den Meditationen für den Kreuzweg am Karfreitag von Papst Franziskus

Zwischen dem göttlichen Weg und unserem alltäglichen Leben

In seiner Einführung verweist der Papst auf die Spannung zwischen dem göttlichen Weg und unserem alltäglichen Leben. Der Kreuzweg, so Franziskus, „führt mitten durch die Straßen unseres Alltags“. Der Mensch gehe oft in die entgegengesetzte Richtung zu der Jesu – doch genau dort könne er Christus begegnen: „Gerade so kann es uns passieren, dass wir dein Angesicht sehen, dass wir deinen Blick kreuzen.“ Und dann, so die Hoffnung des Papstes, bleibe die Entscheidung: umkehren, Christus ansehen, ihm folgen.

Besonders eindrücklich ist die theologische Tiefe, mit der Franziskus biblische Verweise und geistliche Lesung verbindet. Aus dem Markus-Evangelium zitiert er die Worte Jesu: „Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen […] dann komm und folge mir nach!“ Diese Einladung versteht der Papst nicht als moralischen Appell, sondern als radikale Umkehrperspektive: „Du bist gekommen, um die Welt zu verändern: Das bedeutet für uns, die Richtung zu ändern.“

Gebet in Bewegung

Der Kreuzweg ist für ihn ein Gebet in Bewegung – ein Weg, der „unsere gewohnten Pfade unterbricht“, um von Müdigkeit zu Freude zu gelangen. Die Hingabe Jesu sei dabei das Schlüsselmotiv: „In dieser Welt, in der alles berechnet wird, hat die Freigebigkeit einen hohen Preis.“ Aber genau in der Hingabe blühe das Leben neu auf. Städte, die von Parteiungen und Konflikten zerrissen sind, könnten sich der Versöhnung nähern. Eine „verdorrte Religiosität“ finde neue Fruchtbarkeit. Selbst ein „Herz aus Stein“ könne sich in ein „Herz aus Fleisch“ verwandeln.

Die Worte des Papstes wirken wie ein geistliches Programm für die Karwoche – aber auch wie ein Kommentar zur Weltlage. In einer Zeit, in der globale Konflikte, soziale Ungerechtigkeit und geistliche Erschöpfung das Leben vieler prägen, klingt sein Appell umso eindringlicher: „Wir brauchen bloß auf die Einladung zu hören: ‚Komm und folge mir nach!‘ – und jenem liebevollen Blick vertrauen.“

(vatican news)

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18. April 2025, 12:28