Südsudan: „Haben unseren Fürsprecher verloren“
John Baptiste Tumusiime und Anne Preckel – Vatikanstadt
Der argentinische Papst sei international der „einzige Fürsprecher“ des Südsudan gewesen, „der die Welt ständig an unseren vergessenen Krieg erinnert hat“, so Kardinal Stephen Ameyu gegenüber Vatican News. Selbst am 30. März, als seine Gesundheit schon angeschlagen war, habe Franziskus „unsere Probleme im Sudan und im Südsudan erwähnt“, so der afrikanische Kirchenvertreter in Dankbarkeit. „Er hielt uns im Rampenlicht.“
Dem Südsudan droht aktuell erneut bewaffnete Gewalt. Auslöser ist die Verhaftung von Vizepräsident Riek Machar durch Präsident Salva Kiir, die das Friedensabkommen von 2018 untergräbt.
Papst bekniete um Frieden
In dem christlich geprägten Land ist die katholische Kirche ein wichtiger Mittler. 2019 hatten Papst Franziskus und Primas Welby die beiden Rivalen Kiir und Machar zu sogenannten Besinnungstagen in den Vatikan eingeladen. An der Initiative war auch der damalige Moderator der schottischen Presbyterianer, John Chalmers, beteiligt. In einer spektakulären Geste beim Abschluss des Treffens kniete der Papst vor den Politikern nieder. Er küsste ihnen die Füße und forderte sie zum Friedensschluss für ihr Volk auf.
Erster Papst im Südsudan
Franziskus reiste auch selbst in den Südsudan - als erster Papst der Geschichte. Dass die Reise trotz widriger Umstände zustande kam, bezeichnete der Papst in einem Interview als „Traum“. Der argentiniche Papst besuchte das Land vom 3. bis 5. Februar 2023 in hohem Alter, trotz gesundheitlicher Beschwerden, und setzte dort gemeinsam mit dem damaligen Anglikanerprimas Justin Welby und Ian Greenshields, dem Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Zeichen des Friedens. Bischöfe und Religionsführer aus der ganzen Region reisten an, darunter aus Äthiopien, Kenia, Uganda, Sambia. In Juba hörte der Papst Zeugnisse von Vertriebenen, die seit 2013 durch Krieg und Naturkatastrophen alles verloren hatten. Es war Franziskus letzter Besuch auf dem afrikanischen Kontinent.
Nach einem jahrzehntelangen Konflikt hatte der Südsudan 2011 seine staatliche Unabhängigkeit vom muslimisch geprägten Sudan erlangt. Bald darauf eskalierte ein Machtkampf zwischen dem ersten Präsidenten des Landes, Salva Kiir, und seinem früheren Stellvertreter und Herausforderer Riek Machar. 2013 brach ein Bürgerkrieg aus. Obwohl dieser seit 2018 als beendet gilt, kommt es auch heute immer wieder zu Gewalt. „Wir danken Gott für das Leben von Papst Franziskus“, so Kardinal Stephen Ameyu gegenüber Vatican News. „Aber wir trauern auch - denn wir haben den verloren, der uns gesehen hat, der uns zur Seite stand und der die Welt uns nie vergessen ließ.“
(vatican news – pr)
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